Frech sieht sie aus mit ihrem Ringelshirt, der kurzen Hose, den struppeligen Haaren und dem knallroten, weichen Mund, der sich gerade weit öffnet, so als wolle er Luft holen. Und dann erklingt in klarer, heller Stimme die schwedische Nationalhymne, die von der Natur und Schönheit des nordischen Landes berichtet. Nur: Das fröhliche Gesangstalent ist kein junges Mädchen, sondern eine wuschelige Bauchrednerpuppe namens Luna. Der Liebling ihrer Besitzerin und „Chefin“ Luzie Enebog.
Die Siebtklässlerin, die das Coburger Gymnasium Casimirianum besucht, hat sich zu Zeiten des Homeschoolings ein ungewöhnliches Hobby herausgesucht. „Ich habe über YouTube Darci Lynne gesehen. Sie hat eine Staffel von ‚America’s Got Talent‘ mit Bauchreden gewonnen und das hat mich total inspiriert. Ich habe sofort eine Puppe geschnappt und das auch probiert.“ Wie genau das nun funktioniert, kann die Zwölfjährige nicht erklären, „ich kann das einfach, das ging ganz schnell“, meint sie lächelnd, „vielleicht, weil ich so eine bewegliche Zunge habe, ich kann die im Mund total herumdrehen“, was sie sogleich eindrucksvoll demonstriert.
Mutter Barbara war selbst baff erstaunt ob des Talentes ihres Sprösslings: „Zu Weihnachten führen unsere Töchter immer etwas Kleines vor“, erinnert sie sich, „und da stand dann Luzie auf einmal und fing an, bauchzureden, es war der Hammer!“.
Die „Truppe“ rund um Luna wurde rasch erweitert, mittlerweile besitzt Luzie insgesamt acht Puppen, über die sie singt und spricht. In spontanen Dialogen, die ihr „einfach so einfallen“ und die nicht nur auf Deutsch zu hören sind, sondern auch in englischer und schwedischer Sprache. Luzies Vater ist Schwede, im Hause Enebog werden drei Sprachen gesprochen.
Luna und Luzie sind ein drolliges Team, die Puppe sollte sogar mit in den Norden reisen: „Sie war in Schweden überall dabei und so sieht sie auch aus“, berichten Mutter und Tochter lachend, „sie ist mit uns gewandert, herumgeklettert und nun müssten wir sie dringend mal waschen.“ Doch Luna war nicht nur so „zum Spaß“ mit unterwegs, sie durfte mit ihrer „Partnerin“ kurze Filmsequenzen drehen, in denen Puppe und Mensch abwechselnd über die Schönheiten und Besonderheiten Schwedens berichten.
Dies werden nicht die einzigen Aufnahmen sein, die es von dem Duo zu sehen gibt. Auf einem Campingplatz bei Venedig bekam Luzie im Sommer spontan die Gelegenheit zu einem Auftritt vor Publikum. Sie nahm das locker: „Vor lauter Scheinwerfern habe ich eh nichts gesehen.“ Dabei wurde sie von RTLZWEI „entdeckt“ und gefragt, ob sie für eine Serie über junge Talente gefilmt werden dürfe. Auch da erscheint die Familie unaufgeregt: „Wir wissen gar nicht, wann das gesendet wird“, überlegt Mutter Barbara, „irgendwann im Oktober, aber wann dann Luzie dabei ist, da müssen wir uns erst informieren.“
Puppe Luna trägt dies ganz cool mit Fassung, sie wird in einen Sessel gepflanzt und denkt sich insgeheim wahrscheinlich, was für eine tolle Chefin sie an ihrer Seite hat. Die zeigt nämlich gerade spontan im Wohnzimmer, dass sie auch super turnen kann. Und singen. Und Theater spielen. Und Lieder schreiben. Und klettern. Und, und, und ...
Maja Engelhardt, NP Coburg