Homers Verse mal anders lernen: Dieses Ziel hat der Griechischkurs am „Casi“. Dabei lüften die Schüler auch ein „Geheimnis“.
Guckt man ein wenig um die Säule herum, ist es ganz klar neben Rittern mit Schilden erkennbar: Das Trojanische Pferd, in dem sich, gemäß der griechischen Mythologie, griechische Soldaten versteckt hielten und durch eine List den Trojanischen Krieg gewannen. Ausdrucksstark und farbenfroh präsentiert es sich, neben anderen Gemälden, die auf weiteren Säulen prangen, in der Pausenhalle des Coburger Gymnasiums Casimirianum. Und das schon seit geraumer Zeit, doch viele Schülerinnen und Schüler wussten trotzdem nicht so genau, dass auf den insgesamt acht Pfeilern Szenen aus Homers „Odyssee“ künstlerisch dargestellt sind.
Eine pfiffige Idee, dem „Geheimnis“ auf die Spur zu kommen, hatte Maximilian Dahsler. Der Geschichts-, Latein- und Griechischlehrer am „Casi“ wollte mit seinen zwölf Schützlingen nicht nur, getreu dem Lehrplan, Auszüge aus dem 16000 Verse umfassenden Epos lesen, sondern auch andere Bezüge schaffen: „Mir ging es ebenfalls um das Weltbild damals und heute und wie man einen Gesamtüberblick erhalten kann.“ So entstand der Gedanke zu kurzen Videofrequenzen über die „Odyssee“, die die Gemälde der Säulen mit einbeziehen.
Die Schülerinnen und Schüler machten sich in Eigenregie ans Werk, recherchierten, lasen, übersetzten, suchten frei verwendbare Fotos aus dem Netz, drehten die Videos vor den Säulen. Und sprachen dabei auch auf Griechisch. „Jeder sollte mal reden“ so Maximilian Dahsler, der die Werke zum Schluss schon kontrollierte, doch das Ganze als „eigenverantwortliche Hausaufgabe zwischen Pfingsten und der Sommerferien“ betrachtet.
Die Filmchen sind interessant und abwechslungsreich gestaltet, bilden immer einen Besuch zur Gegenwart und geben oft Erläuterungen zu Sprich- oder Fremdwörtern ab. Was heutzutage eine „Odyssee“ ist, dürfte den meisten bekannt sein, dass das, bei Alarm zu hörende, Warnsignal vom „Sirenengesang“, den bezaubernde Fabelwesen anstimmen, um lockend ins Verderben zu führen, stammt, vielleicht weniger. Doch es werden auch Botschaften übermittelt, die der Hilfsbereitschaft etwa, wenn die Königstochter Nausikaa auf den abstoßenden und hässlichen Menschen trifft, vor dem all ihre Gefährtinnen fliehen, sie ihm aber neue Kleidung schenkt und Nahrung bietet.
Acht Drehs sind auf der crossmedialen Plattform „cotube“ zu sehen. Auf den Säulen im „Casi“ befindet sich mittlerweile ein QR-Code, der gescannt werden kann und mit den Videos verlinkt ist. Der Griechenland affine Pädagoge, der sich schon in frühester Jugend für das Land, dessen Sagen, Mythologie und Philosophie begeisterte, sieht in dieser Form des Lernens nicht nur eine bessere Vertiefung des Textes, sondern einen weiteren Vorteil: „Das Erlernen der Fremdsprache kann mit digitaler Bildung verknüpft werden.“
Maja Engelhardt, NP Coburg